Das KIKERIKI THEATER wurde 1979 von Roland Hotz in Darmstadt gegründet und gab am 7. September 1980 seine erste öffentliche Vorstellung für Kinder. 1984 hatte dann das erste abendfüllende Erwachsenenprogramm Premiere. 1993 wurde nach dreizehn Jahren Wanderschaft ein eigenes kleines Theater in Darmstadt eröffnet und bereits 1996 führet eine fast explosionsartige Nachfrage zur Eröffnung der COMEDY HALL. Der Stil und der Erfolg des KIKERIKI THEATERS entstand aus der Lust am „Machen“: Stücke schreiben, Puppen bauen, Dekorationen und Ausstattungen fertigen, komponieren, inszenieren uns spielen, spielen, spielen, spielen. Heute besteht das Ensemble aus neun Mitgliedern, die in wechselnder Besetzung spielen. Mittlerweile wurden über 6.900 Vorstellungen vor mehr als 1.300.000 Zuschauern gegeben. Im Puppenspiel für Kinder will das KIKERIKI THEATER mit märchenhaften und fantasievollen Stücken sehr bewusst einen Kontrapunkt zur gängigen Kinderunterhaltung bieten. Nicht das „Moderne und Angesagte“ liegt uns am Herzen, sondern das, was in Vergessenheit zu geraten droht. Wir sehen das Puppenspiel als ideales Medium, dem Trend der medialen-digitalen „Entkindlichung“ entgegenzuwirken und ein wenig von der „nostalgisch heilen Kinderwelt“ zu erhalten.
Das Spiel des KIKERIKI THEATERS für Erwachsene hingegen entsteht aus der Lust, dem Volk aufs Maul zu schauen und beim Wiederkäuen kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Mit Vorliebe werden die kleinen Probleme des Lebens, die Tücken des Alltags und all die menschlichen Schwächen mal schwer, mal leicht verdaulich dargeboten. So wird die Puppe zur dreidimensionalen Karikatur und lustvoll werden gerade die weniger angenehmen Zeitgenossen bis zur Irrwitzigkeit überzeichnet. Zum eigenwilligen Stil des KIKERIKI THEATERS gehört aber auch ganz besonders der liebevoll-ironische Umgang mit der Mund- und Lebensart der Südhessen. Das KIKERIKI THEATER ist ein Theater für das Volk, jedoch nicht volkstümlich mit abgestandenem Heimatmief, sondern mit ehrlichem, frischem Stallgeruch und ist somit ein Volkstheater im wahrsten Sinne.
Unser Kikeriki-Ensemble
40 Jahre Kikeriki Theater
1980-2020 Vom Ei zum Kikeriki von Roland Hotz
Wie alles begann
Clown Bendo (noch ohne w)
Bis zu meiner Geburt lebte ich sehr zurückgezogen. Doch an einem kalten Januartag des Jahres 1952 wurde ich ohne mein Einverständnis plötzlich ans Licht der Welt gezerrt. Geblendet und verängstigt sah ich der alten Hebamme und dem neuen Leben ins Gesicht. Bald darauf lernte ich meine Eltern kennen. Sie waren beide wesentlich älter als ich, doch das war mir egal. Meine Mutter war eine sehr frauliche Frau und mein Vater war ein arbeitsloser Zirkusclown. Es waren schlechte Zeiten und das war gut, denn in schlechten Zeiten halten die Menschen besser zusammen. Wir teilten uns das Zimmer, das Bett, das Waschwasser und die Sorgen. Und weil wir uns sowieso alles teilten, kamen wir zu dem Entschluss, eine Familie zu gründen. Meine Eltern wurden Erziehungsberechtigte und ich wurde Roland getauft. So wurde ich von Jahr zu Jahr größer und meine Eltern älter. Mein Vater verdiente nun sein Geld unter dem Künstlernamen Willi Bendow als Komiker und Conférencier, und meine Mutter gab das Geld schneller aus, als mein Vater komisch sein konnte. Mit der Zeit wurde unsere Familie größer und größer, denn meine Mutter brachte mit Fleiß kleine Mädchen zur Welt und meine Oma zog bei uns ein, um die kleinen Mädchen groß zu ziehen.
1960
Mein komischer, Mädchen erzeugender Vater war nun viel auf Tournee und ich war allein zu Hause unter Frauen. Während Queen Mom samt Königin und Prinzessinnen ihr Milchbad nahmen, kümmerte ich mich um alle Arbeiten, die schwer, dreckig und stinkig waren. Es war eine wirklich schöne Zeit – für meine Schwestern. Zur Entschädigung aber befreite mich Bendow in den Schulferien manchmal aus dem Frauenhaus, um ihn bei seinen Gastspielen zu begleiten. Das war eine große Zeit für den kleinen Roland, denn ich lernte nicht nur die Fernsehgrößen der damaligen Zeit, wie Billy Mo, Vico Torriani, Herbert Hisel, Fred Bertelmann, Willy Hagara, Franzel Lang oder die Jacob Sisters persönlich kennen, sondern auch das seltsam verrückte Künstlerleben zwischen Rampenlicht und Hotelzimmerfunsel – zwischen Schein und Sein. In der Schule war ich natürlich auch, aber die Schule war nicht bei mir. Meine Lehrer kannte ich nur von hinten, denn mein Platz im Klassenraum war die Ecke neben der Tafel. Doch muss ich hier anführen, dass dieses Eckensteher-Dasein für mich einen schicksalhaften, soziokulturellen Lernprozess darstellte – ich genoss erstmals die volle Aufmerksamkeit der Anwesenden und ich verlor die Angst davor, vor einem Publikum zu stehen!